Group Photo of Music Band with Instruments Standing on the Rooftop

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Die Vor-und Nachteile der Zusammenarbeit mit einem Label

Part – 1

Die Vorteile eines Labeldeals

  1. Einführung
  2. Ziel des Blogs
  3. Was ist ein Label
  4. Was kann ein Label konkret für mich tun?
  5. Ressourcen und Networking
  6. Let´s talk about … Geld
  7. Zusammengefasst
  1. Einführung

Nach jahrelangen Übungen am Instrument, nachdem man sich endlich mit FreundInnen zu einer Band zusammengefunden und nach monatelangen Proben der erste Gig erfolgreich überstanden ist, man verschwitzt, vollgepumpt mit Adrenalin und Endorphinen auf der Bühne, geblendet von Scheinwerfern den Blick über das Publikum schweifen lässt – dann nimmt er Gestalt an. Der Gedanke, was wäre wenn….wenn das so weiter geht, noch mehr Gigs, mehr großartige eigene Songs, mehr Publikum, große Bühnen in großen Städten, hunderttausende Follower, man spielt Konzerte in exotischen Ländern und jettet um die Welt, macht einfach gar nichts anderes mehr….

Ob die Träume so groß sind oder man einfach nur mit seiner Musik ein bisschen rumkommen möchte: ziemlich schnell kommt das Thema Plattenfirma (oder Label) auf den Tisch. Vom Image kurioserweise Wunderwaffe und Abkürzung in die glamouröse Welt der Stars – sowie Inkarnation des Bösen gleichermaßen. Wenn man einen Moment drüber nachdenkt, logischerweise weder das eine noch das andere, in jedem Fall aber unbedingter Teil der Musikwelt.

  1. Ziel dieser Reihe

In diesem Blog sollen ein paar Gedanken zu diesem Thema sortiert werden, die ohne ungesundes Halbwissen auskommen. Denn falsche Vorstellungen verschleiern den Blick auf die richtigen nächsten Schritte, könnten eine Karriere behindern, aber vor allem sorgen sie schnell für Frustrationen.

Dafür wird das Thema hier auf die folgenden Teile heruntergebrochen:

1. Teil 1: Die Vorteile eines Labeldeals

2. Teil 2: Die Nachteile eines Labeldeals

3. Teil 3: Alternativen zu einem Labeldeal und Fazit

In diesem ersten Teil geht es um die Vorteile einer Zusammenarbeit mit einem Label. Um das überhaupt sagen zu können, muss erstmal geklärt werden, was ein Label überhaupt macht. Also, let´s go:

  1. Was ist ein Label?

Ein Label (auch Plattenfirma genannt) ist ein Unternehmen, das sich auf die Produktion, Veröffentlichung und Vermarktung von Musik spezialisiert hat. Grob gesagt ist die Aufgabe des Labels, Künstlerinnen und Künstler zu entdecken, zu fördern und zu unterstützen, indem es ihnen finanzielle Unterstützung, Marketing, Musikproduktion, Vertrieb und sonstige für die Musik wichtige Dienstleistungen zur Verfügung stellt (Mehr Details und Hintergründe zur Entstehung von Plattenfirmen findet ihr zb auf wikipedia hier.)

Für die Veröffentlichung ist das Label wichtig, weil es die notwendigen Ressourcen hat, um die Musik auf dem Markt zu platzieren und zu promoten. Es hilft Künstlerinnen und Künstlern eine größere Reichweite aufzubauen und Zugang zu neuen Märkten zu bekommen.

Zusammengefasst: ein Label ist eine Art Vermittler zwischen Künstler und Hörer, es ist das Unternehmen, das die Musik hörbar macht. Das klingt fast ein bisschen outdated, schließlich kann man das heute auch selber machen kann, dazu aber später mehr!

Verdient hat ein Label – eine Plattenfirma – wie der Name schon verrät maßgeblich am Verkauf von Platten bzw CDs. Davon wird heutzutage bekannterweise nicht mehr allzu viel verkauft, daher ist es nicht unüblich das ein Label überall mitverdient, wo über die Musik des Künstlers Geld generiert. Das sind Streams, Lizenzgebühren für eine Verwertung durch Film oder Werbung, Live-Gagen und Merchandise. Die Höhe des prozentualen Anteils des Labels wird im Vertrag verhandelt.

  1. Was kann ein Label konkret für mich tun?

Ausser dich reich und berühmt zu machen 😉 ? Nun, grundsätzlich könnte ein Label bei folgenden Punkten helfen:

  • Suche des passenden Recording und Mastering Studios
  • Hilfe bei der Suche nach ProduzentInnen
  • Hilfe bei der Suche nach DesignerInnen für Artwork und Marketingtools
  • Hilfe bei der Suche nach FotografInnen
  • Herstellung von Tonträgern
  • Online-Marketing
  • Veröffentlichung und Vertrieb von Songs physisch wie digital
  • Kollaboration mit anderen KünstlerInnen (des Labels)
  • Konzeptionierung des Künstlers und einer Marketingstrategie
  • Herstellung von Musikvideos
  • Herstellung von Marketingtools für verschiedenste Formate
  • Organisation von Interviews in Zeitschriften, Zeitungen, Szeneportalen
  • Booking von Konzerten, Touren, Festivals
  • Organisation und Buchung von Hotels, Transport, Equipment, ggf. Tour Musikern
  • Organisation von Auftritten in TV-Formaten, Events
  • Radiopromotion
  • TV Promotion
  • Finanzierung von all den oben genannten Punkten
  1. Ressourcen und Networking

Von Recordingstudio bis TV Promotion – man braucht gar nicht viel Fantasie um sich vorstellen zu können, dass es viele Stationen auf dem Weg vom Proberaum zur Rock-am-Ring Bühne gibt, die richtig viel Geld kosten. Wenn man das alles mit einem ersparten Budget bestreiten will, würden die meisten sicher zuerst einen Rotstift zur Hand nehmen und einiges streichen.

Damit ist es aber nicht getan. Viele der genannten Punkte kann man heute über Dienstleister buchen. Ob das dann aber zum erwünschten Ergebnis führt, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn Producer, Mastering Engineer, Fotograf, Marketingexperte … im Prinzip kann sich jeder so nennen und damit gibt es eine latente Gefahr Geld zu verbrennen. Nicht immer ist eine Dienstleistung so offensichtlich „seriös“ wie das immer wieder zu lesende Angebot „für XXX Euro zeige ich deinen Track allen meinen Kontakten im Musikbiz“ …. 

Hier kann das Label also nicht nur mit der Finanzierung der notwendigen Schritte helfen, sondern hat in der Regel auch das entsprechende Netzwerk und die Erfahrung, damit am Ende auch das herauskommt, wofür bezahlt wurde. Es ist zudem ein offenes Geheimnis, dass die richtig guten Kontakte nur sehr schwer zu finden sind, wenn man sie denn überhaupt finden kann. Genau hier hat ein Label ein Alleinstellungs- und auch Qualitätsmerkmal. 

Wer weiß denn schon, in welchem Fanzine es so wichtig wäre, dass das Album dort rezensiert wird. Und wie kommt man da dran, wie kriegt man das Spiegel Interview oder die Albumbesprechung im Feuilleton der FAZ? 

Desweiteren ist es ein Unterschied einen Produzenten zu finden oder den passenden Produzenten, irgendein Studio oder genau das richtige. Die Leute zu finden, die den Vibe der Musik der Künstlerin und des Künstlers mittragen, nicht nur ihren Job machen, sondern das Projekt bereichern, das ist eine Kunst für sich. Plakativ gesagt, gibt es viele Grafiker, nur jemand der auf Schlager steht, wird wahrscheinlich keinen guten Job für ein HipHop Cover machen. Redakteure gibt es viele, aber nur der, den die Musik des Künstlers kickt, der ist motiviert, dem Künstler eine Bühne zu bieten. 

Last but not least wäre da die Ressource „Zeit“. Unbestritten kann man viel selber machen, dass Internet ist voll von Tutorials darüber wie man recorded, seine Songs mischt, mastert, Socialmedia Kanäle bedient, digital veröffentlicht. Ausserdem wordpress, photoshop, capcut, premiere, indesign etc bedient, um sich eine Webiste zu bauen, sich gut darzustellen und seinen Content selber zu basteln. Statt Musik zu machen ist man als Künstler plötzlich mit zig anderen Dingen beschäftigt. Schön, wenn jemand einiges davon abgenimmt, damit man sich seiner Kernkompetenz widmen kann.

Kurz: Ein gutes Label hat idealerweise nicht nur das richtige Netzwerk, das von Musikproduktion bis Vertrieb und Promotion die Künstlerin und den Künstler mit den richtigen Menschen zusammenbringt. Es erledigt auch viel Arbeit, damit diese den Rücken frei für die eigentlich Kunst haben.

  1. Let´s talk about … Geld!

Das Recording Studios, Grafiker, Marketingkampagnen, dass all das Geld kostet, ist offensichtlich. Was gern vergessen wird ist die Arbeitsleistung des Labels selbst. Da sind Menschen, die setzen sich mit der Musik der Künstlerin auseinander, mit der Künstlerin selbst, überlegen, planen, telefonieren, diskutieren, streiten und vernetzen. Vereinfacht bedeutet das im Umkehrschluss, dass es das All-In-Paket nur dann gibt, wenn man daran glaubt, dass die Künstlerin das Geld einspielt, das all das finanziert.

Während eine Kosten-Nutzen-Analyse in jedem Unternehmen nicht nur normal, sondern überlebenswichtig ist, scheint es manchmal, als würden in der Musikindustrie andere Gesetze gelten. Das ist kein Zufall, denn mit einem Künstler, der was zu sagen hat, kann man sich identifizieren, mit einem „Produkt“ eher weniger. Trotzdem gilt selbstverständlich auch hier das kleine ökonomische 1×1:

Je geringer das kommerzielle Potential, desto geringer der potenzielle Invest <—> Je größer der Invest, desto weniger will man dem Zufall überlassen!

  1. Zusammengefasst

Fassen wir das soweit zusammen: ein Label verdient Geld mit dem Verkauf von Musik, sei es physisch oder digital, nicht selten inzwischen auch an Gagen und Merchandise. Positiv formuliert ist das Label also daran interessiert, dass die Künstlerin und der Künstler eine maximale Reichweite bekommen, um möglichst hohe Umsätze zu generieren. Das dürfte sich mit den persönlichen Zielen der meisten Künstlerinnen und Künstler decken.

Dafür stellt das Label ein ganzes Netzwerk an hilfreichen Kontakten, kann Dinge ins Rollen bringen und bietet ein Team, das an all den vielen Dingen arbeitet, die oft unsichtbar bleiben aber für einen Erfolg sehr wichtig sind.

Doch obwohl das alles sehr positiv klingt, das Engagement des Labels und das kommerzielle Potential der Künstlerin oder des Künstlers hängen zusammen. Das Füllhorn nahezu unbegrenzten Supports ergießt sich also nicht über jede Künstlerin. Und wer dann doch dieses Glück hat, kann Gefahr laufen, in seiner künstlerischen Freiheit eingeschränkt zu werden.

Das klingt nach Schattenseiten. Und in der Tat dürfte jedem der sich mit dem Thema Plattenfirma/Label beschäftigt, eingängige Geschichten über den Weg gelaufen sein, wie Dinge auch richtig schief gelaufen sind. Damit wollen wir uns auch beschäftigen, weiter geht es in „Teil 2 Die Nachteile eines Labeldeals“ unserer kleinen Serie. 

Vielen Dank fürs lesen und bis dahin!